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Das bewegt die Städte - Geflüchtete aus der Ukraine

27. April 2022 – Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine haben viele Ukrainerinnen und Ukrainer in der Schweiz um Schutz gebeten. Laut dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) handelt es sich um die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise seit dem 2. Weltkrieg. Ein grosser Teil der Betroffenen kommt in den Schweizer Städten an. In dieser aussergewöhnlichen Situation stehen sie ähnlichen Problemen gegenüber, vor allem bei der Unterbringung und Unterstützung der Flüchtenden sowie der Einschulung ihrer Kinder. Das bewegt die Städte.

Geflüchtete aus der Ukraine dürfen ohne Visum in die Schweiz einreisen. Das stellt das Schweizer Asylverfahren vor grosse Herausforderungen, weil die Ukrainerinnen und Ukrainer sich nicht zuerst bei den Bundesasylzentren melden müssen und sich selbständig eine Unterkunft organisieren können. Von diesen Möglichkeiten machen viele Gebrauch: Etwa die Hälfte der bisher angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainer kommt bei Privaten unter, meist in den grossen Städten, wo sie Bekannte oder Verwandte haben. Die andere Hälfte der Flüchtenden, die keine private Unterkunft gefunden haben, melden sich grösstenteils in den Bundesasylzentren in Zürich oder Basel, die in den ersten Wochen des Kriegs einen enormen Andrang zu bewältigen hatten («Der Bund», 13.4.2022).

 

St.Gallen lanciert Aufrufe an die Öffentlichkeit

Die Stadt St.Gallen rief die Öffentlichkeit auf, Unterbringungsmöglichkeiten den Sozialen Diensten der Stadt zu melden. Damit sollte die grosse Anzahl der ankommenden Personen antizipiert werden. Auf den Aufruf reagierten Familien, Einzelpersonen, Kirchgemeinden und Unternehmen mit Angeboten. Diese wurden von der Verwaltung geprüft. Weiter klärte die Stadt ab, inwiefern sich öffentliche Liegenschaften, leerstehende Gebäude und Zivilschutzanlagen für die Unterbringung von Geflüchteten eignen («St.Galler Tagblatt», 22.3.2022).

 

Grosse Hilfsbereitschaft der Bieler Bevölkerung

Die Stadt Biel ging ähnlich vor und schrieb Hausverwaltungen und Genossenschaften an, um Plätze für Flüchtende ausfindig zu machen. So kann Biel aktuell etwa 900 Plätze anbieten, zum grössten Teil in Kollektivunterkünften wie Turnhallen, Aulas und Zivilschutzanlagen, aber auch in Wohnungen und Hotels finden sich viele Plätze. Wie in St.Gallen zeigt sich auch in Biel eine grosse Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung, die nicht nur ganze Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung stellt, sondern auch Unterstützung bei Übersetzungen, Behördengängen und Freizeitangeboten anbietet («Bieler Tagblatt», 9.4.2022).

 

Überlastete Aufnahmeklassen

Die Stadt Winterthur registrierte schon Ende März 40 ukrainische Schulkinder. Kindergartenkinder und Erstklässler und Erstklässlerinnen teilte die Stadt den Regelklassen zu, wo sie mit zusätzlichem Deutschunterricht gefördert werden. Ältere Kinder und Jugendliche besuchen eine Aufnahmeklasse mit Flüchtlingskindern aller Altersstufen, bevor sie in die Regelklassen integriert werden. Für die in absehbarer Zeit benötigten weiteren Aufnahmeklassen ist die Stadt auf zusätzliche Lehrpersonen angewiesen («Der Landbote», 29.3.2022).

 

Küsnacht (ZH) nahm Flüchtende auf, die in ukrainischen Krebs- und Rehakliniken in Behandlung waren. 40% der bisher in der Gemeinde registrierten Ukrainerinnen und Ukrainer sind minderjährig und schulpflichtig. Die geflüchteten Personen sind vorübergehend in einem ehemaligen Alterszentrum untergebracht. Dort findet auch der Schulunterricht statt – die Kinder lernen erst einmal Deutsch. Die jüngeren unter ihnen werden in die regulären Kindergartenklassen integriert. Die älteren kommen in die Aufnahmeklasse, die zurzeit mit 25 Schülerinnen und Schüler massiv überbelegt ist; eigentlich wären maximal 14 Kinder vorgesehen («Tages-Anzeiger», 29.3.2022).

 

Infoveranstaltung in Murten

Um die neu angekommenen Ukrainerinnen und Ukrainer in Murten willkommen zu heissen und ihnen den Start vor Ort zu erleichtern, organisierte die Gemeinde einen Infoabend. Etwa 100 Geflüchtete erhielten Informationen über Behörden und Institutionen, Bildungs- und Sozialsystem, Alltagsleben sowie Tipps zum günstigen Einkauf im Städtchen. Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung beantworteten zudem viele Fragen der Neuankömmlinge zum Leben in der Schweiz («Freiburger Nachrichten», 21.4.2022).

 

In der Rubrik «Das bewegt die Städte» schauen wir zurück: Welche Themen, die für die Städte wichtig sind, fanden in den letzten Wochen besonders Beachtung in den Medien? Im medialen Fokus der letzten Tage und Wochen: Die Flüchtenden aus der Ukraine.

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