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Wohnraum für viele ist der Humus für Urbanität

9. Mai 2023 – Die Bedeutung des privaten Wohnraums ist uns allen spätestens in der Corona-Pandemie bewusst geworden. Wie Wohnen und Wohnumfeld in städtischen Räumen wirken und zu öffentlichem Wert beitragen ist eine Qualität der Urbanität.

Monika Litscher, Vize-Direktorin des Städteverbandes

 

Städte wissen seit gut hundert Jahren, dass sie ihre urbanen Qualitäten nicht einfach der Dichte und Grösse, sondern vor allem einer vielfältigen Stadtgesellschaft verdanken. Damit soziale und kulturelle Vielfalt gedeihen kann, ist Wohn- und Lebensraum zentral für ganz unterschiedliche Menschen, Haushaltstypen und Milieus. Ermöglicht oder verhindert wird ein solches Angebot durch baulich-gestalterische Rahmenbedingungen, eingebettet in verlässliche politische, planerische und rechtliche Prozesse. Ihnen zugrunde liegen der politische Wille und das Engagement der öffentlichen Hand, die gemeinsam mit privaten Akteurinnen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zielgerichtet und verantwortungsvoll den Stadtraum gestalten. Wenn nun Menschen, notabene Alleinerziehende, Familien, Studierende und Kulturschaffende aufgrund ihrer Budgets oder des fehlenden Angebots keine Wohnungen mehr in den Städten finden, stellt dies das urbane Gefüge in Frage und damit die Stadtpolitik vor grosse Herausforderungen.

 

Innenentwicklung steckt in den Kinderschuhen

Ein fruchtbares Beziehungsgeflecht in Stadträumen besticht durch die Koexistenz diverser urbaner Lebensweisen: Sie reiben sich aneinander und verhandeln. Einmal sind sie sich nahe, einmal distanziert. Sie werden bisweilen als fremd und unkonventionell, zuweilen als etabliert und vertraut erfahren. So entwickelt sich Stadtkultur. Mit ihr verbunden sind urbane Atmosphären, Sehnsüchte und Bilder. Ideen der Urbanität werden ständig weiterentwickelt. Sie sind geprägt von normativen Setzungen. Dazu zählen in der Schweiz die Innenentwicklung, die auf die auf allen Staatsebenen verankerten Planungs- und Gestaltungsprozesse zurückgreift und eine partizipative Entwicklung bedingt. Sie steckt im urbanen Raum noch in den Kinderschuhen und bedarf nun kreativer Schritte, die das preisgünstige Wohnen und die Grundsätze der Stadt der kurzen Wege fokussieren. Handlungsleitend sind zudem veränderte Lebensbedingungen und Konsumansprüche von immer mehr Menschen und die Verpflichtung zur nachhaltigen globalen Transformation einer blauen und grünen Stadt, die gerecht und attraktiv sein soll.

 

Verschiedene Gründe für hohe Preise und knappes Angebot

Der Befund zum knappen Wohnraum in Städten ist nicht neu. Das Manko findet sich inzwischen in fast allen Städten, von gross bis klein, besonders im preisgünstigen Segment. Daten und Analysen verweisen auf die Ursachen wie weniger Personen pro Haushalt und Wohnflächenvergrösserung sowie eine ungenügende Wohnungsproduktion. Letztere ist gerade in Städten das Resultat von zu wenig Bauland und vom Ende der Negativzinsen. Dazu kommen hohe Komplexität der Projekte, steigende Baupreise, zahlreiche Anforderungen und langwierige Verfahren inklusive Einsprachen. Die öffentliche Hand respektive die Städte loten nun ihre Handlungsmöglichkeiten aus: Dabei geht es um Vorkauf, Boden und Besitzverhältnisse. 

 

 «Das Manko findet sich inzwischen in fast allen Städten, von gross bis klein, besonders im preisgünstigen Segment.»

 

Vor Ort und über Staatsebenen und Fachbereiche hinweg gilt es zudem, bestehende Rechtsgrundlagen, Planungsprozesse und Regulative, auch gemeinsam mit privaten Akteurinnen, umzusetzen und dort Wohnraum zu ermöglichen, wo bestehende Infrastrukturen Synergien zulassen. In der laufenden Diskussion und den Lernprozessen zu neuen geeigneten nationalen Rahmenbedingungen, die auch die Abwägung von Zielkonflikten umfassen, sind die attraktiven Qualitäten der Urbanität zu garantieren, die verschiedene urbane Lebensformen ermöglichen und dadurch gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Transformationen voranbringen.

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