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Das bewegt die Städte - Tagesschulen und Kitas

15. Juni 2023 – Die Städte investieren beträchtliche Mittel in die Kinderbetreuung und frühe Förderung, sei es in Form von Kitas, Kindergärten oder Tagesschulen. Sie stehen dabei aktuell vor zahlreichen Herausforderungen. Genfer Gemeinden haben Schwierigkeiten, genügend ausgebildete Betreuungspersonen zu finden. In den Städten St.Gallen und Zug werden Tagesschulen immer beliebter und der Platzbedarf steigt. In Reinach BL und Luzern beschäftigt die Behörden die frühe Sprachförderung. Sie soll nun ausgebaut werden, um auch Kindern, die zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, die Integration zu vereinfachen. Das bewegt die Städte.

147 neue Plätze schafft die Stadt Zug bei der schulergänzenden Tagesbetreuung auf das neue Schuljahr hin. Trotzdem reichen die Plätze gemäss dem städtischen Bildungsdepartement nicht aus, um den gesamten Bedarf abzudecken. Teilweise gibt es bereits Wartelisten, vor allem für die Mittagstische. Alleinerziehende oder arbeitstätige Eltern erhalten in solchen Fällen den Vorzug. Die Stadt hat aber zum Ziel, dass alle Familien, die ihre Kinder betreuen lassen wollen, dies auch tun können. Einen ähnlichen Boom gibt es in St.Gallen. Heute besuchen rund doppelt so viele Schulkinder die Tagesbetreuung wie vor zehn Jahren. Zurzeit haben alle Kinder Zugang dazu. Um dies weiter zu gewährleisten, wird räumlich verdichtet; es werden temporäre Lösungen gesucht und Liegenschaften werden hinzugemietet. Das gehe aber mit zusätzlichem Aufwand und oft auch mit Einbussen in der pädagogischen Qualität einher, berichtet die Stadt. (Zuger Zeitung 02. Juni 2023, St.Galler Tagblatt 17. Mai 2023)

 

In Genfer Gemeinden wird ein Mangel an Kita-Personal befürchtet

Die Stadt Vernier wird in den nächsten Jahren 110 zusätzliche Kita-Plätze schaffen. Obwohl er dies grundsätzlich positiv sieht, hat Stadtrat («conseiller administratif») Martin Staub Bedenken: «Wir haben immer mehr Schwierigkeiten, in Genf ausgebildetes Personal zu finden. In einigen Jahren befürchte ich eine Mangellage.» In der grössten Gemeinde des Kantons, der Stadt Genf, sieht die Situation ähnlich aus. Gemäss Stadträtin Christina Kitsos ist das Problem schon lange bekannt. Sie hätten auch schon beim Kanton interveniert. Schliesslich will die Stadt bis 2027 344 zusätzliche Krippenplätze anbieten. Und auch die Gemeinden Lancy und Meyrin berichten von ähnlichen Problemen. Salima Moyard, Stadträtin von Lancy, sieht Probleme in der Ausbildung: Zu wenige Betreuerinnen und Betreuer würden ausgebildet und die Perspektiven nach der Ausbildung seien zu wenig attraktiv. Was sich ändern muss? Das Ansehen in der Bevölkerung und der Lohn - findet Fayrouz Kashef vom Genfer Verband der frühen Kindheit. (« Association des cadres des institutions de la petite enfance genevoise », Tribune de Genève, 16. Januar 2023)

 

Reinach und Luzern wollen Kinder bereits vor der Schulpflicht fördern

Die Gemeinde Reinach setzt 290'000 Franken für die Frühförderung von Kindern ein. Sie will Chancenungleichheiten abbauen und deswegen Kinder noch vor dem Eintritt in den Kindergarten sprachlich fördern. Es sollen deshalb unter anderem Gutscheine für die Teilnahme an Spielgruppen eingeführt werden. Der Gemeinderat wollte sogar noch mehr Mittel dafür freisetzen, wurde aber von der Legislative gebremst. Gemeinderätin Béatrix von Sury argumentierte, dass es die Steuerzahlenden weniger koste, wenn man jetzt statt später investiere. Damit könne verhindert werden, dass Kinder mit Defiziten später in der Sozialhilfe landen. Noch früher setzt die Stadt Luzern an: Sämtliche Eltern erhalten nach der Geburt eines Kindes Besuch von der Mütter- und Väterberatung. Bei Bedarf bleiben die Beratungspersonen in Kontakt mit der Familie, um der sozialen Isolation von Kindern entgegenzuwirken. Ab 2024 will die Stadt zudem ein weiteres Angebot mit Mutter-Kind-Gruppen lancieren. Profitieren sollen sowohl die Kinder als auch die Mütter. Während erstere das Verhalten in der Gruppe üben, können sich zweitere untereinander austauschen. Das Ziel ist es, dass böse Überraschungen beim Kindergarteneintritt vermieden werden und die Kinder sozial und sprachlich bereit sind. (Basler Zeitung, 29. März 2023, Luzerner Zeitung, 21. März 2023)

 

Wichtiges politische Geschäft für die Städte im Parlament

Während die Städte viel in die frühe Kindheit investieren, hoffen sie auf mehr Unterstützung des Bundes. Im Parlament wird aktuell ein Gesetzesentwurf diskutiert, der einen Bundesbeitrag von 20% an die Kosten der Eltern für die familienergänzende Kinderbetreuung vorsieht. Zudem soll der Bund den Ausbau des Betreuungsangebots und die Qualitätsentwicklung fördern. Der Nationalrat will insgesamt über 700 Millionen Franken an die familienergänzende Kinderbetreuung sprechen. Das Geschäft kommt nun in den Ständerat, die vorberatende Kommission wird sich bereits am 6. Juli damit beschäftigen. Der Städteverband setzt sich dezidiert für die Vorlage ein, denn die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen und für die Eltern bezahlbaren Kinderbetreuung bewegt die Städte. (24 heures, 10. März, staedteverband.ch, 3. März).

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