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Wie bereitet sich die Stadt Zürich auf Krisen vor?

8. September 2023 – Die Stadt Zürich hat den Anspruch, nicht nur im Alltag einen hohen Dienstleistungsstandard sicherzustellen, sondern auch unter widrigen Umständen, bei Krisen, Katastrophen oder Notlagen, bestmöglich zu funktionieren. Aus diesem Grund aktualisiert die städtische Führungsorganisation in regelmäßigen Abständen ihre Gefährdungs- und Risikoanalyse und führt seit mehreren Jahren einen aktiven und interdisziplinären Resilienz-Dialog mit städtischen Akteuren, Vertretern des Kantons und des Bundes.

Markus Meile, Stabschef städtische Führungsorganisation (SC SFO), Sicherheitsdepartement der Stadt Zürich 

 

Ausgangslage

Die Stadtzürcher Verwaltung unter der Leitung des Stadtrats erbringt Leistungen für rund 435'000 Einwohnerinnen und Einwohner. In Zürich werden ausnehmend viele dieser Leistungen innerhalb der Stadtverwaltung erbracht. In vielen anderen Kommunen und Städten sind diese Leistungen ausgegliedert. Die Grösse und Komplexität, welche die Stadtverwaltung ausmachen, sind wichtige Rahmenbedingungen für das Krisenmanagement der Stadt. 2008 hat der Stadtrat von Zürich die Führungsstruktur für die Bewältigung von besonderen und ausserordentlichen Lagen verabschiedet. Damit wurden die Voraussetzungen für die erfolgreiche Bewältigung von Ereignissen aller Stufen sowie für die reibungslose Zusammenarbeit mit Kanton, Armee und weiteren für die Ereignisbewältigung nötigen Stellen geschaffen. 

Krisenvorbereitung 
Die verschiedenen Krisenstäbe der Stadtverwaltung (z.B. Verkehrsbetriebe (VBZ), Wasserversorgung (WVZ), Energie (ewz)) üben regelmässig einzeln, im Verbund untereinander und zusammen mit der gesamtstädtischen Führungsorganisation die Bewältigung von krisenhaften Situationen; teilweise auch mit Einbezug des Stadtrats und im Verbund mit Bund und Kanton (SVU 14 und SVU 19). Grundlage bildet das Ausbildungskonzept «Führung in besonderen und ausserordentlichen Lagen (FIBAL)». Für die Krisenvorbereitung und das Festlegen entsprechender Übungsszenarien nützt die Stadt Zürich drei Instrumente: Die Gefährdungs- und Risikoanalyse, die Resilienz-Analyse und das kontinuierliche Resilienz-Management. Eine systematische Gefährdungs- und Risikoanalyse für die Stadt Zürich wurde erstmals 2017 erarbeitet. Diese wird alle 5 Jahre überprüft und angepasst. Um eine möglichst gute Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Analyseergebnisse anderer, städtischer und kantonaler Partner des Sicherheitsverbundes Schweiz gewährleisten zu können, wurde dafür der «Leitfaden KATAPLAN» mit der «Methode zur Risikoanalyse von Katastrophen und Notlagen für die Schweiz» des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) verwendet. In der aktuellen Gefährdungs- und Risikoanalyse (2022) sind 16 bevölkerungsschutzrelevante Risiken aufgeführt. 

Im Rahmen der Resilienz-Analyse beschäftigt sich die Stadt Zürich seit 2018 mit den beiden Fragen: Wie resilient ist die Stadt? Welche Maßnahmen machen Zürich (noch) resilienter? In über einem Dutzend Workshops mit insgesamt rund 50 städtischen Fachpersonen wurden unter anderem die Bereiche Trinkwasser, Mobilität, öffentliche Sicherheit, Abwasser, Entsorgung und Wärmeversorgung analysiert. Die vertiefte Auseinandersetzung mit der Resilienz und der Anspruch, mit unterschiedlichen, auch bereichsübergreifenden Maßnahmen noch resilienter zu werden, sind zentrale Punkte der Krisenvorbereitung.  

Beim kontinuierlichen Resilienz-Management werden den erkannten Resilienz-Defiziten entsprechende Massnahmen zuzuweisen, priorisiert und überprüft. Die Koordination des strategischen und operativen Kreislaufes liegt in der Verantwortung des Stabschefs der städtischen Führungsorganisation. 

 

Bewältigung der letzten Krisen 
Die Stadt Zürich wurde von den letzten Krisen (Pandemie, Ukraine-Schutzsuchende und Energiemangel) nicht unvorbereitet überrascht. Die vorhandenen Konzepte, das regelmässige Üben und das dabei gewonnene Vertrauen gemäss dem Grundsatz «In Krisen Köpfe und deren Kompetenzen kennen», sowie das Commitment und Engagement des Stadtrates waren wesentliche Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Bewältigung. 

Die Erfahrungen aus der Zeit der COVID-19-Pandemie einerseits und anderseits der derzeit wirksamen Folgen aus dem militärischen Angriff von Russland gegen die Ukraine (Schutzsuchende und Energiemangel), haben gezeigt, dass eine effiziente Organisation möglichst die Regelstrukturen (originäre Zuständigkeiten) nutzt und die nötigen Massnahmen und Arbeiten stadtverwaltungsweit koordiniert werden. Dies obliegt der SFO. Diese hat über alle Dienstabteilungen hinweg sicherzustellen, dass die interdisziplinären und spezifischen Verantwortungen, Aufgaben und Tätigkeiten koordiniert werden (am Beispiel einer Pandemie: die Wirtschaftshilfe, das Homeschooling, die Arbeitsorganisation innerhalb der Verwaltung usw.). Die gesamtstädtischen Querschnitt-Themen wie Recht, Finanzen, Human Resources sind miteinbezogen. 

Fazit 
Die Krisen der letzten Jahre hat Zürich nicht grundsätzlich unvorbereitet getroffen. Die adäquate Vorbereitung während mehreren Jahren war ein erfolgskritischer Faktor bei der Bewältigung. 
 

Abb 1: Kontinuierliches Resilienz-Management Stadt Zürich

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