Das bewegt die Städte – Suchterkrankte im öffentlichen Raum
Der schweizweite Anstieg von Personen, die Crack konsumieren, und der sich ausbreitende Handel, sorgen in immer mehr Städten für grössere Probleme. Die einfache Verfügbarkeit und der tiefe Preis führen zu einem Anstieg des Konsums. Der Rausch und die schnell eintretende Abhängigkeit sind derart stark, dass Suchterkrankte vergessen zu essen, zu trinken oder zu schlafen. Damit verbunden sind Gewaltphänomene wie Bedrohungen, Aggressionen und physische Gewalt.
Nicht zuletzt ist die Präsenz von Suchterkrankten in den Quartieren eine Belastung für die Bevölkerung. So halten sie sich in Basel, Zürich, Chur, Lausanne und Genf im öffentlichen Raum auf. Die Zunahme von Gewalt führte dazu, dass in einer Anlaufstelle in Genf zum Schutz des Personals Crack-Konsumierende tagsüber ausgeschlossen wurden. Als Folge wurde in der Nähe von Schulhäusern gedealt. In Zürich führte die Schliessung einer Anlaufstelle dazu, dass sich die Drogenszene andernorts ausgebreitet hat. Die Stadt eröffnet nun, knapp ein Jahr später, eine provisorische Container-Lösung. Werden Suchterkrankte von gewohnten Plätzen vertrieben, finden sie einen anderen Ort, an dem sie häufiger auffallen. (Bieler Tagblatt 13.7.23; NZZ 2.8.23, 22.9.23; Tages-Anzeiger 9.9.23; Zentralplus 13.11.22, 14.7.23)
Der Umgang mit Drogen und Suchterkrankten
Die Städte suchen nach Lösungen für genannte Probleme. Das Vier-Säulen-Prinzip der Drogenpolitik beinhaltet Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression.
Bei Crack stossen Therapiemöglichkeiten wegen fehlenden Ersatzstoffen an ihre Grenzen, anders als etwa bei der Heroin gestützten Behandlung. Erschwerend kommt hinzu, dass zusätzliches medizinisches Personal und Sozialarbeiterinnen benötigt werden, was ressourcenintensiv ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei schadensmindernden Angeboten, unter anderem in Anlaufstellen, führt das Personal Gespräche, betreibt Aufklärung und Sensibilisierung. Generell sind Anlaufstellen mit Konsumräumen in den Städten eine wirksame Massnahme, um den öffentlichen Raum zu entlasten. In Genf hat sich die Abgabe von Wasser und Essen positiv auf das Konfliktpotenzial ausgewirkt, wie auch die Einführung einer Schlafstelle. Weitere schadensmindernde Angebote beinhalten Möglichkeiten zur Unterbringung, zur Beschäftigung, sowie die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeitern, wobei diese getrennt auftreten und die Polizei nur bei Gewalt eingreift. Lausanne schuf eine Antidrogenpolizei, welche als repressive Massnahme gut sichtbar im öffentlichen Raum patrouilliert. Die Stadt kommunizierte, dass es noch zu früh für eine Auswertung der Massnahme ist. Jedoch soll diese dazu geführt haben, dass Suchterkrankte andernorts hingegangen sind. (Tages Anzeiger 9.9.23; Bieler Tagblatt 13.7.23; Zentralplus 13.11.22; NZZ 18.9.23, 26.9.23; 24 heures 6.9.23)
Die Frage, wie die Städte mit Drogen und Suchterkrankten umgehen, bietet viel Brisanz. Repression und Ausgrenzung führen zu einer Verlagerung der Drogenszene. Suchterkrankungen richten persönlichen und gesellschaftlichen Schaden an. Die Schadensminderung hat zum Ziel den Schaden möglichst klein zu halten und Therapie sowie Entzug in die Wege zu leiten. Stabile Hilfs- und Unterstützungsstrukturen sind dabei unerlässlich und ermöglichen Herangehensweisen in Bezug auf eine evidenzbasierte und pragmatische Drogenpolitik. (Saez.ch 16.8.23; Tsüri.ch 20.9.23; NZZ 4.9.23)
Konferenz der städtischen Sicherheitsdirektoren
Das Thema Crack und der Drogenkonsum beschäftigt auch die städtischen Sicherheitsdirektoren. Der öffentlich zugängliche urbane Sicherheitskongress am 3. November thematisiert Drogen. An diesem geht es auch um Partydrogen, Alkoholkonsum und den angelaufenen Pilotversuchen mit Cannabis. Es wird die Frage gestellt, was der richtige Umgang mit weichen und mit harten Drogen ist, Lösungsansätze aufgezeigt und politische Fragen diskutiert.