Das bewegt die Städte – Wohnbaugenossenschaften
Wohnbaugenossenschaften verbinden Elemente des Eigentums und der Miete. Anders als beim Kauf einer bestimmten Wohnung, erwerben Genossenschafterinnen mit ihrem Anteilskapital einen Anteil an der Genossenschaft und werden somit zu Eigentümern und Mieterinnen zugleich. Dies führt zu besserem Kündigungsschutz sowie einem gewissen Mitspracherecht bei der Wohnungsbelegung und baulichen Ausgestaltung. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Bestimmungen und Statuten kann sehr herausfordernd sein (bluewin.ch 30.8.23, Luzerner Zeitung 16.10.23).
Eine Genossenschaft verwaltet sich selbst
Wohnbaugenossenschaften und andere gemeinnützige Wohnbauträger besitzen schweizweit insgesamt um die 150’000 Wohnungen in 1200 Wohnbaugenossenschaften. Der Grundstock des Eigenkapitals einer Wohnbaugenossenschaft wird durch Anteilsscheine gebildet. Die Fremdfinanzierung läuft über Bauhypotheken. Die Kostenmieten wiederum werden ohne Gewinnabsichten erhoben und decken die Kosten inklusive Rückstellungen und Amortisation. Laut dem Bundesamt für Wohnungswesen fliessen rund 40% der Mieteinnahmen in Abschreibungen und Rückstellungen, 21% in Unterhalt und Reparaturen, 20% in Kapitalzinsen und 6.4% in die Verwaltung. Laut dem Verband für Wohnbaugenossenschaften beanspruchen schätzungsweise 85% der Wohnbaugenossenschaften keine Subventionen, während die Unterstützung durch die öffentliche Hand nicht über A-Fonds-Perdu-Beiträge läuft (bluewin.ch 30.8.23, Freiburger Nachrichten 2.9.23)
Gemeinden haben verschiedene Möglichkeiten, um gemeinnützige Bauträger zu fördern. Sie können beispielswiese günstige Darlehen anbieten, in der Raumplanung gewisse Zonen für gemeinnützige Wohnungen vorsehen oder Landreserven an gemeinnützige Bauträger verkaufen (Freiburger Nachrichten 2.9.23).
Vielfältige genossenschaftliche Aktivitäten in den Städten
Eines der Legislaturziele der Stadt Zug lautet, dass mit Privaten innovative Instrumente und Projekte gegen die Wohnungsknappheit erprobt werden sollen. Eine der möglichen Massnahmen ist dabei der Ausbau der Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften (Zuger Presse 8.8.2023).
In Murten stiess ein Workshop zum Thema bezahlbarer Wohnraum auf offene Ohren. Ein Ergebnis der gut durchmischten Gruppe an Teilnehmenden war die Erkenntnis, dass bezahlbarer Wohnraum kein parteipolitisches Thema ist, alle Generationen und die ganze Region betrifft. Spätere Diskussionspunkte bezüglich einer Wohnbaugenossenschaft betrafen Zielgruppen und mögliche Parzellen, welche für eine zukünftige Genossenschaft infrage kämen (Freiburger Nachrichten 2.9.23).
Um gemeinnützigen Wohnungsbau zu fördern, schafft die Stadt Zürich einen Wohnraumfonds, aus welchem Wohnbaugenossenschaften und gemeinnützige Bauträger Finanzmittel beziehen können (Neue Zürcher Zeitung 19.6.23).
In St. Gallen entstanden in zehn Jahren fast 1000 gemeinnützige Wohnungen. Am Ostrand der Stadt entstehen weitere, bei welchen intergenerationelles Wohnen ermöglicht wird. Bei deren Bau werden Nachhaltigkeit, Stadtklima und Biodiversität in den Fokus gerückt. Während genossenschaftliches Wohnen an Bedeutung gewinnt, stellt genossenschaftliches Bauen, bei welchem sich ein ganzes Quartier selbst plant, ein Novum dar (St. Galler Tagblatt 25.7.23).