Was Gärtnern mit Innenentwicklung zu tun hat
Jeanette Beck, Stadtplanerin von Bern, Architektin ETH
Damit Siedlungsentwicklung nach innen und Verdichtung gelingen und von der Bevölkerung akzeptiert werden, muss die Stadtplanung die Menschen und ihre Bedürfnisse ins Zentrum des Handelns stellen. Wer dicht wohnt, ist auf Freiraum mit hoher Nutzungsqualität angewiesen. Die Stadt Bern hat diesbezüglich ihre Hausaufgaben gemacht. Im Stadtentwicklungskonzept Bern (STEK 2016) und im Freiraumkonzept von 2018 sind die quantitativen und qualitativen Eckwerte für die Sicherung und Weiterentwicklung des öffentlichen Freiraums vorgegeben. Bei Gebiets- und Arealentwicklungen legt sie grossen Wert auf einen wohlgestalteten Aussenraum, der ökologisch und funktional zukunftsfähig ist.
Genauso wichtig ist, dass in der verdichteten Stadt ein breites Wohnangebot, genügend und für alle bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung steht. Darauf zielt die kürzlich aktualisierte Wohnstrategie der Stadt Bern ab: Sie will eine Wohnstadt der Vielfalt, in der alle Menschen willkommen sind. Zentrale Ziele der städtischen Wohnpolitik sind deshalb die Schaffung von preisgünstigem und gemeinnützigem Wohnungsbau sowie von subventioniertem Wohnraum.
Eine neue Rolle für die Stadtplanung
Die Siedlungsentwicklung nach innen ist ebenso zwingend wie anspruchsvoll. Der Raum ist begrenzt, die Ansprüche daran nicht: In einem einzelnen Projekt können gleichzeitig Themen wie Energieversorgung, Grünraum, Klimaanpassung, Mobilität, Biodiversität, Anforderungen von Wirtschaft, Jugend, Familien und Seniorinnen aufeinandertreffen. Zielkonflikte sind unvermeidlich und müssen in Aushandlungsprozessen transparent gelöst werden.
«Die Siedlungsentwicklung nach innen ist ebenso zwingend wie anspruchsvoll.»
Wenn dies nicht gelingt, droht Stillstand. Um in diesem Umfeld erfolgreich zu wirken, müssen multidisziplinäre Ansätze zum Zuge kommen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Fähigkeit der Stadtplanung, unterschiedlichste Partnerinnen und Partner inner- und ausserhalb der Verwaltung für diese Ausgangslage weiter zu sensibilisieren und Prozesse ausgewogen zu gestalten. In diesem Kontext sehe ich die Rolle von Stadtplanerinnen als «Gärtner im Prozess der Stadtentwicklung» im Verständnis von N. John Habraken: Sie «setzen einen Rahmen, in dem es sich entwickeln kann». (N. John Habraken, De dragers en de mensen. Het einde van de massawobomgbouw, 1961).