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Herausforderung Akzeptanz Innenverdichtung

18. Juni 2024 – Innenverdichtung ist vor allem eine Aufgabe des städtischen Raums. Sie ist essenziell, um der Wohnungsknappheit zu begegnen. Diesen engen Zusammenhang hält der Städteverband auch in seinem Positionspapier zur Wohnungspolitik fest. Die Innenverdichtung stellt Städte je län-ger je mehr vor Herausforderungen: Denn Verdichtung stösst immer wieder auf Widerstände aus der Bevölkerung. Wie können die Städte Projekte mitgestalten, dass diese auf mehr Akzeptanz in der Bevölkerung stossen?

Flora Senften, Projektleiterin Quartierentwicklung und Wohnen, Schweizerischer Städteverband. 

 

Die Innenverdichtung ist eine wichtige Aufgabe der Städte. Sie ist ein Auftrag, der aus der Revision des Raumplanungsgesetzes von 2014 (RPG 1) stammt. Mit dieser Revision wurde als Ziele festgelegt, dass die Zersiedelung durch raumplanerische Massnahmen einzudämmen sei sowie die Natur- und Kulturlandschaft besser erhalten und geschützt werden soll. Die künftige Bautätigkeit soll in Orten geschehen, die bereits bebaut und entsprechend gut angeschlossen sind. Diese Innenentwicklung soll durch Um- und Aufzonungen geschehen. Einzonungen von neuen Gebieten soll eher vermieden werden, insbesondere in der Peripherie: Denn das RPG verlangt, dass 80% des künftigen Wachstums in den Städten stattfinden sollen. Dies macht die Städte zu den Hauptverantwortlichen der Innenentwicklung. 

Die Revision des Raumplanungsgesetzes ist im März 2013 mit 62.9% Ja-Stimmen-Anteil angenommen worden. Bei der Annahme war der Konsens in der Bevölkerung und die Akzeptanz für vermehrte Innenverdichtung gross. In den letzten Jahren werden aber Innenentwicklungsprojekte bei Volksabstimmungen vermehrt abgelehnt. Dies stellt die Städte vor Herausforderungen. ihrem gesetzlichen Auftrag nachzukommen.  

Innenentwicklung bildet einen Oberbegriff für verschiedenste Projekte, welche eine Erhöhung der baulichen und/oder der Nutzungsdichte zur Folge haben. Diese Projekte können sehr unterschiedlich ausfallen. Es lohnt sich, einen Blick auf die verschiedenen Faktoren zu werfen, welche Einfluss auf die Art des Projekts haben und eine Akzeptanz fördern. Welche Faktoren Erfolg versprechen, zeigt die Studie «Öffentliche Akzeptanz und Politik für eine grüne und bezahlbare Innenverdichtung» auf. 

Vier positive Einflussfaktoren für Innenentwicklungsprojekte  
Demnach haben erstens grüne und bezahlbare Innenentwicklungsprojekte eine höhere Chance, von der Bevölkerung akzeptiert  zu werden. Projekte sollen den Klimaschutz berücksichtigen, Klimaanpassungsmassnahmen integrieren und für die städtische Bevölkerung zugängliche Grünflächen schaffen. 

 

Zweitens haben Projekte eine höhere Akzeptanzrate, die von gemeinnützigen Bauträgern (teil)erstellt werden und/oder einen gewissen Anteil an preisgünstigem Wohnungsbau schaffen. Innenentwicklungsprojekte können kostspielig sein und so auch zu Mietsprüngen für die Bewohnerinnen und Bewohner oder gar zu Leerkündigungen führen. Deswegen gilt es hierauf ein besonderes Augenmerk zu legen: Für Städte lohnt es sich also, sich für den Erhalt und die Schaffung von preisgünstigen Wohnungen einzusetzen.  

Drittens hebt der ETH-Bericht hervor, dass sich demokratische Innenentwicklung – also ein Einklang er Planung mit den Wünschen der Öffentlichkeit positiv auf die Akzeptanz der Projekte auswirken kann. Hier geht es einerseits um frühzeitige und transparente Kommunikation, andererseits um entsprechende Prozessgestaltung. Deswegen wählen die Städte die Prozessform, welche den meisten Mehrwert für die Quartierbevölkerung bringt, sie handeln das Schaffen von urbanen Qualitäten mit den Entwicklerinnen aus und setzen sich für Mitgestaltungsmöglichkeiten durch die Anwohnenden ein. Demokratische Innenentwicklung bedeutet auch den Einbezug der Bevölkerung durch Volkabstimmungen und durch partizipative Prozesse. Auch dies hat einen positiven Effekt auf die Akzeptanz von Innenentwicklungsprojekten. Doch gerade partizipative Prozesse müssen gut durchgeführt werden, damit diese nicht zu Enttäuschungen führen.   
 

«Städte wählen diejenige Prozessform, die den meisten Mehrwert für die Quartierbevölkerung bringt.» 


So bedingt ein partizipativer Prozess eine Ergebnisoffenheit und dient nicht dazu, die Bevölkerung von einem bereits ausgearbeiteten Projekt zu überzeugen. Auch lohnt sich eine Überlegung zur Zielgruppe der partizipativen Prozesse. Im Zentrum von diesen partizipativen Prozessen steht die Aushandlung von Mehrwerten für die Quartierbevölkerung, der Erhalt und die Schaffung von Diversität im Stadt- und Wohnraum und das Mitdenken von bedürfnisgerechtem Wohnraum - hierfür setzen sich die Städte, wie im SSV-Positionspapier festgehalten, ein.   

Ein viertes und letztes Element ist der Einbezug von lokalen Kontexten. Ein Beispiel dafür sind Gebäudehöhen. Während ein Quartier sechsstöckige Gebäude verträgt, sind in anderen bereits drei Stöcke ein Beitrag zur Verdichtung. Dies bedingt, dass sich Städte durch ihre Nutzungsplanung, Sondernutzungspläne sowie Boden- und Wohnstrategien Gedanken machen, welche Art von Projekt ein Quartier verträgt. Die Städte sind hier gleichzeitig Bewahrerinnen und Visionärinnen. Sie bewahren und schaffen urbane Qualitäten wie kurze Wege, Vielfalt und Begegnungsmöglichkeiten. Die Städte verstehen sich als Garantinnen der Qualität und setzen sich in Entwicklungsprozessen für alle Dimensionen der Nachhaltigkeit und für eine hohe Baukultur ein.

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