FR

Bildung belebt die City

Neue Hochschulstandorte sind Treiber für Entwicklungen: Studien zeigen, dass sie die regionale Wirtschaft fördern, das Bild einer Stadt und die Bildungsziele ihrer Bevölkerung verändern, dass Studierende öffentliche Veranstaltungen besuchen und Standorte auf neue Weise vernetzen. Dies zeigt sich besonders an Orten ausserhalb von Ballungsgebieten, an denen sich in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Hochschulen, insbesondere Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen, angesiedelt haben.

Diese Entwicklung lädt zugleich dazu ein, die Grenzen zwischen urbanen Regionen und Städten in Landschaften neu zu denken. Gerade die Alpenregionen bilden jenseits ihrer Stereotypen ein vielgestaltiges Gefüge. Der historische Referenzrahmen steht bis heute oft für das Selbstverständnis als das «Andere» der Metropolen. Gegensätze wie Tradition statt Modernität, Kontinuität statt Wandel, Brauchtum statt Urban Life sind überholt, aber sie wirken nach. Diese Sicht beschränkt aber Möglichkeiten, Städte neu zu denken: Stadt und Land sind nicht polare Gegensätze, sondern durch vielfältige Praktiken des «Dazwischen» verbunden.

 

In Chur entsteht seit Jahren ein Cluster verschiedener Bildungseinrichtungen. Damit gehen typisch urbane Kulturen einher, für die HTW-Chur eine Schlüsselinstitution ist. Ein Ende 2024 fertig gestellter zentraler Campus stärkt die Identität; ein attraktiver Freiraum öffnet sich zur Stadt. Der Campus und die Studierenden aus anderen Regionen tragen zur Verjüngung der Bevölkerung bei. Geflüchtete aus der Ukraine und Türkei studieren seit 2023 in einem neuen Brückenangebot. Die Nachbarschaft zu IT-Firmen, Marktnischen und Tourismus schafft auch Chancen für wirtschaftliche Symbiosen: Projekte wie Mia Engiadina – Your first third place nutzen ehemalige Gemeindehäuser oder Hotels als Co-Working-Spaces für digitale Arbeitsnomaden und vernetzen Chur mit alpinen Gemeinden. Lokale Szenen zeigen, dass nicht nur der Online-Vertrieb regionaler Produkte Wertschöpfung bereichert: Chur wird zur Streetart-Stadt, stellt verteilt übers Stadtgebiet Wände für das legale Sprayen zur Verfügung. Ein Festival, eine digitale Street Art Tour in der City E-Guide App und Instagram-Kanäle von Street Art-Künstlerinnen und -Künstlern tragen die urbane Trendkultur aus Chur hinaus. Die Stadt als Bildungsort, als Ort für Innovation und Kultur, vielfältige Aushandlungen um Ordnung und Unordnung, die Stadt als Bühne: Alles Stichworte zur urbanen Stadt. Die Stadt lebt in Chur nicht nur im Kopf.

 

 

Gabriela Muri

  ·  
+41 78 739 78 16
  ·  
info@aegerter-holz.ch