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Die Städte in den Medien – Parkraum in den Städten

27. Februar 2025 – Die Gestaltung des öffentlichen Raums ist für die Städte ein wichtiger Ansatz, um die Lebensqualität ihrer Einwohnerinnen und Einwohner zu verbessern. Viele Städte möchten den dem Autoverkehr zugestandenen Raum reduzieren und stattdessen Grünflächen, Erholungsgebiete oder Velowege schaffen. Diese Beschlüsse sorgen aber auch für Irritationen und wecken die Befürchtung, dass die Innenstädte dadurch an Attraktivität verlieren. Angesichts der unterschiedlichen Meinungen sind die Städte gefordert, sich zu positionieren und angemessene Lösungen für die Wirtschaft, das Zusammenleben und die Umwelt zu finden.

Innerhalb von zehn Jahren wurden in den fünf grössten Städten der Schweiz rund 11'000 Parkplätze abgebaut. Dieser Rückgang geht einher mit jenem des Motorisierungsgrades, der ebenfalls stark rückläufig ist. In Basel sinkt der Motorisierungsgrad sogar schneller als die Anzahl Parkplätze. Dieser Abbau entspricht dem Ziel, zum Beispiel der Städte Genf und Zürich, den Anteil an Autos bis 2040 zu reduzieren. Innerhalb eines Jahrzehnts haben die grössten Schweizer Städte so 11 Hektaren Fläche freigesetzt, die nun für Begrünung, Freizeitaktivitäten oder Fahrradwege genutzt werden können. Die Stadt Genf beispielsweise hat seit 2020 4500 m2 Asphalt in begrünte Flächen umgewandelt. Für grosse Städte ergibt sich also die Möglichkeit, grüner zu werden. In Zürich schlägt die grüne Partei sogar vor, einige Parkhäuser der Stadt in Wohnraum umzuwandeln. (24 heures : 03.01, La Liberté : 07.01, 24 heures : 08.01, Tages-Anzeiger : 11.01, Tribune de Genève : 14.01, Neue Zürcher Zeitung : 06.02)

 

Starker Widerstand

Trotz des Nutzens dieser Vorkehrungen, werden auch viele Widerstände laut. In Lausanne zum Beispiel befürchten die Gewerbetreibenden, dass solche Massnahmen den Zugang zu den Stadtzentren erschweren und sie dadurch Kunden verlieren könnten. Auch heute noch fahren viele Menschen mit dem Auto zum Einkaufen, woran sie durch fehlende Parkplätze gehindert würden. In Payerne, wo die Anzahl der Parkplätze durch Umgestaltungsarbeiten drastisch reduziert wurde, teilen die Gewerbetreibenden die Befürchtungen ihrer Kollegen in Lausanne und fordern die Schaffung neuer Parkräume. Die Gegner sind zudem der Meinung, dass der Parkplatzabbau den Verkehr verschlechtern wird, da mehr Autofahrende auf der Suche nach Parkplätzen durch die Stadt fahren werden. In Biel wollen die bürgerlichen Parteien und Wirtschaftsverbände sogar mit einer Initiative dafür sorgen, dass das Parkieren in Parkhäusern in der ersten Stunde kostenlos wird. Obwohl diese Massnahme der Idee einer weniger autogeprägten Stadt zu widersprechen scheint, argumentieren sie, dass dies den Strassenverkehr entlasten wird, indem die Autos in den städtischen Tiefgaragen untergebracht werden.

Hinter den städtischen Abbaumassnahmen steht die Idee, die Verlagerung auf andere Mobilitätsformen voranzutreiben. Vincent Kaufmann, Leiter des Labors für Stadtsoziologie an der ETH Lausanne, hält die Verlagerung für wirksam und unterstützt dieses Vorgehen. Die Gegner der Abbaumassnahmen argumentieren jedoch, solche Entscheidungen müssten Teil eines umfassenderen Planungskonzepts sein, um zu funktionieren. Denn wenn das Auto in Schweizer Städten nicht mehr willkommen ist, muss die Multimodalität verbessert werden, so dass man sein Auto am Stadtrand stehen lassen und leicht ins Stadtzentrum gelangen kann. (24 heures : 08.01, Le Journal du Jura : 16.01, 24 heures : 29.01, Bieler Tagblatt : 05.02)

 

Auto versus Velo

Der Wegfall von Parkplätzen schafft Raum für verschiedene gestalterische Projekte, darunter auch Platz für Velos. Mehrere Städte haben festgestellt, dass Parkplätze am Fahrbahnrand den Raum für Velos einschränken und zu gefährlichen Situationen führen. So wird beispielsweise in Basel und Zürich beschlossen, Parkplätze aufzuheben, um die Velorouten zu verbreitern. Auch hier führen diese Beschlüsse zu einer Fülle von Einsprachen, bei denen Velos und Autos gegeneinander ausgespielt werden. Die Umgestaltung des öffentlichen Raumes für neue Mobilitätsformen bedarf also grosser Verhandlungskünste. (Tages-Anzeiger : 21.01, Limmattaler Zeitung : 23.01, Basler Zeitung : 27.01)

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