«Die ältere Bevölkerung will sich einbringen»
Die demografische Alterung ist Chance und Herausforderung zugleich. Was bedeutet das für die Schweizer Städte?
Die demografische Alterung stellt uns als Städte vor grosse Herausforderungen; etwa beim Wohnraum, in der Gesundheitsversorgung oder in der Mobilität. Gleichzeitig bringt sie Chancen mit sich: Ältere Menschen bringen Erfahrung, Zeit und Engagement in eine Stadt. Ich denke dabei etwa als Nachbarn, Freiwillige oder Ehrenamtliche. Für die Städte bedeutet das: Wir müssen dort unterstützen, wo Hilfe gebraucht wird, und Teilhabe ermöglichen, wo sie gewünscht ist. Alterspolitik ist immer auch Gesellschafts- und Zukunftspolitik.
Wie spüren Sie in Brig-Glis die Auswirkungen der alternden Gesellschaft?
Die Entwicklung ist deutlich spürbar. Immer mehr ältere Menschen nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Es ist schön, ältere Menschen beim Spaziergang durch die Innenstadt oder bei Veranstaltungen zu sehen. Auffällig ist auch die zunehmende Präsenz von Menschen mit Gehhilfen im öffentlichen Raum. Das grosse Interesse an unseren Mitwirkungsforen zur Alterspolitik zeigt: Die ältere Bevölkerung will sich einbringen. Auch die Vollbelegung unseres Alters- und Pflegeheims macht deutlich, dass die Nachfrage nach altersgerechten Angeboten steigt. Darauf reagieren wir, indem wir unsere Politik und Infrastruktur gezielt auf diese Bedürfnisse ausrichten.
Wie schätzen Sie die besondere Rolle von Brig-Glis als kleine Stadt mit Zentrumsfunktion im Oberwallis ein?
Gerade in der Alterspolitik wollen wir Vorbild sein; strategisch wie in der Umsetzung. Deshalb haben wir eine umfassende Altersstrategie entwickelt. Sie zeigt auf, wie wir altersfreundliche Lebensräume schaffen, generationenverbindende Angebote fördern und Betreuung sowie Pflege vorausschauend weiterentwickeln. Dabei setzten wir auf die Zusammenarbeit mit Institutionen, Nachbargemeinden und den Betroffenen.
Brig-Glis entwickelt eine Altersstrategie. Was sind Ihre Beweggründe – und Ihre Ziele?
Die Generation 60+ ist für uns sehr wertvoll. Sie ist aktiv, engagiert und mitten im Leben. Gleichzeitig steigen die Anforderungen: betreutes Wohnen, Mobilität, Freizeit, Unterstützung für pflegende Angehörige oder Angebote für Menschen, die ihren Ruhestand antreten. Bisher fehlte eine übergreifende Strategie. Diese schaffen wir nun mit dem Ziel, ein selbstbestimmtes, sicheres und sozial eingebundenes Leben im Alter zu ermöglichen.
Was ist die Vision dieser Strategie? Wo steht Brig-Glis in 50 Jahren?
Unsere Vision ist eine altersfreundliche Stadt, in der ältere Menschen selbstbestimmt leben und am Gemeindeleben teilhaben können; unabhängig von ihrer sozialen oder gesundheitlichen Lage. In 50 Jahren sehe ich Brig-Glis als generationengerechtes Vorzeigemodell mit altersgerechtem Wohnen, guter Pflege und einer Infrastruktur, die alle Generationen im Blick hat.
Wir werden alle einmal alt. Was wünschen Sie sich persönlich fürs Alter von Ihrer Stadt?
Ich wünsche mir, dass ich auch im Alter mitten im Leben bleiben kann – in einer Stadt, die mir Sicherheit, Begegnung und Unterstützung bietet. Eine Stadt, die nicht verwaltet, sondern begleitet: mit Würde, Menschlichkeit und Respekt.