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Kleine Kinder in der Stadt - was benötigen sie?

9. September 2021 – In der frühen Kindheit wird das Fundament für kognitive, soziale, emotionale und motorische Fertigkeiten gelegt und bedeutsame Weichen für das spätere Leben gestellt. Was brauchen Kinder von 0-4 Jahren, damit sie gut aufwachsen können?

Sonja Perren, Professorin für Entwicklung & Bildung in der frühen Kindheit, Uni Konstanz und Pädagogische Hochschule Thurgau.  
 

Grundsätzlich brauchen Kinder, damit sie sich gut entwickeln und ihr Potenzial entfalten, verlässliche und liebevolle Bezugspersonen sowie eine vielfältige und sichere Lernumgebung, in der sie die Welt entdecken können. Um ein gutes Entwicklungsumfeld zu schaffen, müssen somit die erwachsenen Bezugspersonen als auch die Kinder selber im Blick sein. Familien brauchen Orte, die Bewegung, Spiele und den sozialen Austausch zwischen Kindern und zwischen Erwachsenen ermöglichen.  


Dazu gehören niederschwellige Angebote wie naturnahe Spielplätze sowie weitere Grün- und Begegnungsflächen, Angebote wie Spielgruppen sind ebenfalls sehr bedeutsam. Im Idealfall bietet sich für eine Stadt die Einrichtung von einem Familienzentrum an, welches vielfältige Beratungs-, Betreuungs- und Freizeitangebote vereint. Dies erleichtert nicht nur die Zugänglichkeit für alle, sondern auch die Koordination, Vernetzung und Qualitätssicherung der Angebote.  


Nicht alle Familien können für die Kinder optimale Entwicklungsbedingungen gewährleisten. In diesem Fall braucht es zusätzliche Angebote der frühen Förderung, welche Eltern in ihren Erziehungs- und Betreuungsaufgaben unterstützen, z.B. Hausbesuchsprogramme wie «Zeppelin» oder «schritt:weise». Aber auch Kindertagesstätten, welche nicht nur die Vereinbarkeit von Familie und Berufe ermöglichen, sondern auch für Kinder eine erweiterte Lernumgebung sind, können Familien zusätzliche Unterstützung bieten.  


Aufgrund von Herausforderungen bezüglich der politischen und gesellschaftlichen Zuständigkeit ist es in der Praxis oft schwierig, Angebote der frühen Förderung nachhaltig umzusetzen. Auf der Gemeinde- bzw. Städteebene lässt sich aber einiges bewirken. Das Arbeitspapier der UNESCO zu einer Politik der frühen Kindheit hat dann auch verschiedene Handlungsfelder aufgelistet: Bereitstellung von bedarfsgerechten Angeboten für alle, Koordination und Vernetzung von Angeboten, Sicherung und Verbesserung der Qualität der Angebote und Stärkung der Finanzierung.  

 

Kleinen Kindern ein optimales Entwicklungsumfeld zu bieten ist nicht nur eine Aufgabe für die einzelne Familien, sondern für die Gesellschaft. Aber auch die Städte haben etwas von ihrem Investment, denn eine kinderfreundliche Stadt ist auch eine lebenswerte Stadt! 
 

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