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Das ISOS muss ein Arbeitsinstrument bleiben

20. September 2022 – Die Stadt Romanshorn ist ein Hafenort und Verkehrsknotenpunkt von internationaler Bedeutung am Bodensee. Die Kernsiedlung, die Arbeiterquartiere und der historische Schloss- und Kirchenbezirk werden im ISOS gewürdigt. «Wir sind stolz auf unser Ortsbild» schreibt Philipp Gemperle, zuständiger Stadtrat in Romanshorn. «Aber: Zunehmend macht uns das ISOS Bauchweh».

Philipp Gemperle, Vizestadtpräsident und Ressortvorsteher Ortsplanung und Baurecht in Romanshorn (FDP), Kommunikationsberater mit Schwerpunkt öffentliche Hand.  
 

Die Stadt Romanshorn ist ein Hafenort und Verkehrsknotenpunkt von internationaler Bedeutung am Bodensee. Unsere Kernsiedlung, die Arbeiterquartiere und der historische Schloss- und Kirchenbezirk werden im ISOS gewürdigt. Wir sind stolz auf unser Ortsbild, respektive auf Teile davon. Der Stadtrat und die Verwaltung setzen sich dafür ein, dass dieses Ortsbild, wo sinnvoll,  geschützt wird und erhalten bleibt. 

 

Gleichzeitig ist uns aber selbstverständlich auch eine adäquate Entwicklung unserer Stadt wichtig. Das ISOS ist für uns dabei ein wertvolles und unverzichtbares Instrument. Das Gute dabei ist, dass das ISOS keine Käseglocke über Romanshorn stülpt, sondern jeweils in eine Interessenabwägung einfliesst. Soweit die Theorie. 

Zur Praxis: Zunehmend macht uns die Anwendung des ISOS Bauchweh. Es entwickelt sich in unserem Arbeits- und Politalltag immer mehr vom Inventar zu einer Anweisung. Genehmigungsinstanzen stützen sich in Entscheiden auf «ISOS-Vorgaben» und die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission legt beispielsweise bereits vorab fest, dass die ungeschmälerte Erhaltung der Silhouetten das Ziel eines Gutachtens ist. Dies lässt keinen Spielraum für Entwicklungen mehr zu. Für mich zeugt das nicht von einer echten Auseinandersetzung mit den örtlichen Verhältnissen und ist so eigentlich eine Farce. Eine sachgerechte Interessenabwägung bei derart eindeutigen Formulierungen vorzunehmen ist mehr als anspruchsvoll.  

 

«Eine sachgerechte Interessenabwägung bei derart eindeutigen Formulierungen vorzunehmen, ist mehr als anspruchsvoll.» 

 

Ich wiederhole mich: Das ISOS ist wertvoll für unsere Entscheidungen bei der Stadtentwicklung. Es muss aber zwingend weiterhin ein Instrument bleiben und darf nicht schleichend zur blockierenden Vorgabe werden. Eine sorgfältige Abwägung der Interessen ist ganz in unserem Sinn und ich meine, das darf man den Städten und Gemeinden auch zutrauen. Dies sollte aber auch nicht durch endlose Studien, Gutachten und viel Bürokratie erreicht werden, sondern zielgerichtet und effizient.  

Selbstverständlich sind auch wir nicht perfekt. Im Bericht des BAK gibt es für Romanshorn Empfehlungen zur Weiterentwicklung von organisatorischen Prozessen. Diese Tipps nehmen wir auf und arbeiten auch bei uns intern stets an Verbesserungen zugunsten einer guten Baukultur.  

Das Ziel muss schliesslich aber für alle sein, dass wir eine kluge und massgeschneiderte Innenentwicklung vorantreiben können und dabei unsere Identität bewahren. Ich bin überzeugt, dass die Städte und Gemeinden dazu fähig sind.

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