Während der letzten 150 Jahre standen die Zeichen auf Infrastrukturausbau: Die nationalen und kantonalen Schienen und Strassennetze wurden kontinuierlich erweitert. Die Strategien der Vergangenheit stossen heute und in Zukunft aber an Grenzen. Prognosen verheissen, dass der Verkehr in den Städten und Agglomerationen zunehmen wird, während seine Flächen innerorts beschränkt bleiben. Daher müssen die vorhandenen Verkehrsmittel besser aufeinander abgestimmt werden und zwar so, dass sie alle ihre Stärken ausspielen können.
Multimodale Mobilitätsdrehscheiben
Mit dem Ziel, die Erreichbarkeit der Städte auch in Zukunft zu gewährleisten, hat der Bund zusammen mit der Konferenz der kantonalen Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren, dem Städteverband und dem Gemeindeverband das Aktionsprogramm «Multimodale Drehscheiben» lanciert. Es handelt sich hierbei um Umsteigepunkte zwischen verschiedenen Mobilitätsformen. Zentren werden dadurch entlastet und die Mobilitätsdrehscheiben können gleichzeitig auch attraktive Orte für Einkauf und Erholung sein.
In einer Umfrage des Schweizerischen Städteverbandes haben sich 20 Prozent seiner Mitglieder zu den multimodalen Mobilitätsdrehscheiben und zum Aktionsprogramm geäussert. Sowohl die Drehscheiben selber als auch das Aktionsprogramm werden grossmehrheitlich begrüsst. Demgegenüber gibt es aber auch Stimmen, die Bedenken äussern, dass solche Umsteigepunkte die Zentren von mittleren und kleinen Städten konkurrenzieren können, wenn sie Zusatzdienstleistungen anbieten. Anschauungsunterricht, wie sich solche Drehscheiben lancieren und aufeinander abstimmen lassen, bietet die Provinz Noord-Holland. Dies hat ein Webinar der Städtekonferenz Mobilität am 17. Juni 2020 deutlich gemacht.
Mobilität als Gestalterin von Stadtregionen
2019 hatte der Schweizerische Städteverband bereits die Studie «Mobilität als Gestalterin von Stadtregionen» in Auftrag gegeben. Sie zeigt Ansätze auf, wie städtische Räume erreichbar und lebenswert bleiben können. «Vernetzen», lautet die Devise: Bund, Kantone und Städte müssen gemeinsam Konzepte entwickeln, die alle Verkehrsträger einbeziehen. Es braucht stärkere Nebenzentren, die sich gut mit allen Verkehrsmitteln fürs Umsteigen, Einkaufen, Arbeiten und Wohnen erreichen lassen. Ebenso wichtig sind digitale Verknüpfungen.
Weitere Informationen zum Thema
Die Schweizerische Vereinigung der Verkehrsingenieurinnen und Verkehrsingenieure (SVI) hat sich 2017 und 2018 in einem Referatszyklus unter dem Titel «Mobilität in Zeiten der Dichte» mit den Folgen der Siedlungsentwicklung nach innen und ihren Konsequenzen für die Gestaltung der Mobilität auseinandergesetzt.
Die Standesorganisation der Verkehrsfachleute hat basierend auf guten Beispielen von Lausanne bis St. Gallen nicht nur geeignete Konzepte beleuchtet, sondern auch grundsätzliche Fragestellungen und mögliche Verfahren. Ihre Schlussfolgerungen sind in einem Tagungsband zusammengefasst.
Weitere Informationen: www.svi.ch