Das bewegt die Städte - Fernwärme und Solarenergie
Um 36 Kilometer soll das Fernwärmenetz in Bern in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Kostenpunkt: rund eine halbe Milliarde Franken. Die Stadt will bei der Wärmeversorgung bis ins Jahr 2035 zu 70 Prozent auf erneuerbare Energien umstellen. Die Umstellung der Energieversorgung wurde bereits 2014 im Energierichtplan beschlossen, lange bevor die Energiemangellage akut wurde. Zweieinhalb Jahre nach Baubeginn konnten nun im Oktober die ersten Liegenschaften ans Fernwärmenetz im Westen Berns angeschlossen werden. («Der Bund» 18. Oktober 2022)
Auch in den Städten des Kanton Zürichs soll die Wärme aus Kehrichtverbrennungsanlagen genutzt werden, statt dass mit Gas oder Öl geheizt wird. Nach zehnjähriger Planung geht es in Winterthur voran mit der Fernwärme. Im Mattenbach-Quartier konnte das Gasnetz anfangs November stillgelegt werden, da die Häuser am Fernwärmenetz angebunden sind.
Ein grosses Fernwärmenetz soll auch im Zürcher Oberland entstehen. Wetzikon, Uster, Pfäffikon und vier weitere Gemeinden sind am Projekt «Fernwärme Zürcher Oberland beteiligt». Ab 2028 soll die Kehrichtverwertungsanlage Zürcher Oberland die Gemeinden mit Wärme versorgen. Die verschiedenen Gemeinden arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung, nachdem die Machbarkeitsstudie erstellt wurde. («Winterthurer Zeitung» 3. November 2022, «Zürcher Oberländer» 25. Oktober 2022)
Churer Regierung will investieren…
Auch Chur will weg vom Gas. Der Stadtrat beantragt beim Gemeinderat einen Kredit in der Höhe von 60 Millionen Franken, um das Fernwärmenetz auszubauen. Das langfristige Ziel ist eine CO2-neutrale Stadt. Das letzte Wort über den Kredit wird aber das Volk haben, auch wenn der Gemeinderat dem Projekt zustimmt. In Zürich wird bereits am 27. November über einen Kredit von 573 Millionen für den Ausbau der Fernenergie abgestimmt. Das Generationenprojekt soll mehrere Zürcher Quartiere ans Fernwärmenetz anschliessen, welches zu einem grossen Teil mit See- und Abwasserwärme betrieben wird. («Bündner Tagblatt» 03. November 2022, «Tages-Anzeiger» 04. November 2022)
…Luzerner Bevölkerung Emissionen reduzieren
Für die Energiewende ausgesprochen hat sich die Luzerner Stimmbevölkerung. Die Stadt soll gemäss dem Verdikt vom September bis 2040 CO2-neutral werden. Nun dürfen in Teilen der Stadt keine neuen Öl- oder Gasheizungen mehr installiert werden. Dafür gilt bei Neubauten und Dachsanierungen eine Solarpflicht. Das Ziel ist ehrgeizig: Bis 2050 soll 18 Mal mehr Solarstrom produziert werden. («Luzerner Zeitung» 26.09.2022)
Solarenergie: Viel Potenzial liegt brach
Bei der Solarenergie gibt es in den Städten noch viel Potential. Eine Tamedia-Datenanalyse zeigte, dass vor allem die grossen Städte Nachholbedarf haben. In Bern wird gemäss dieser Analyse nur 3.7 Prozent des Potentials ausgenutzt. Auch Zürich (3.2 Prozent) und Genf (2.2 Prozent) haben viel Luft nach oben. Von den grösseren Städten stehen St.Gallen (6.9 Prozent) und Thun (6.8 Prozent) an der Spitze. Die Gründe dafür sind vor allem: ein hoher Mietanteil, die fehlende Solarpflicht und der Denkmalschutz.
Das Potential besser ausnutzen will die Stadt Lausanne. Dafür will sie insbesondere die Prozeduren für Private vereinfachen, um Solarpanels auf den Dächern zu installieren. Dass der Denkmalschutz ein Problem für die Solarenergie darstellt, findet Grégoire Junod, Stadtpräsident von Lausanne, nicht. Zwei Drittel aller Dächer würden gar kein Problem damit haben. «Die Autonomie in der Energieversorgung ist fast in greifbarer Reichweite» meint er. Die aktuelle Energiesituation zeigt auf, was bereits seit Jahren ein Thema ist: Die Energiewende bewegt die Städte. («La Liberté 30. August 2022, «Berner Zeitung» 01. November 2022)