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Städte fordern im Frühbereich mehr Engagement von Bund und Kantonen

9. September 2021 – Rund drei Viertel aller Kinder von null bis vier Jahren in der Schweiz wachsen in einem städtischen Umfeld auf. Die Städte schaffen im Bereich der frühen Kindheit ein bedarfsgerechtes Angebot und antworten auf aktuelle Herausforderungen. Dafür sind sie auf Unterstützung durch die übergeordneten Staatsebenen angewiesen.

Franziska Ehrler, Leiterin Sozial- und Gesellschaftspolitik beim Schweizerischen Städteverband

 

Der Bundesrat hat im Februar einen umfassenden Bericht zur Politik der frühen Kindheit vorgelegt, und die parlamentarische Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur befasst sich aktuell mit der Umwandlung der Anstossfinanzierung des Bundes in der familienergänzenden Kinderbetreuung in eine zeitgemässe Lösung. Auch die Kantone sind aktiv: Gemeinsam haben die SODK und die EDK ein Projekt initiiert zur Weiterentwicklung der familienergänzenden Betreuung in den Kantonen.  
Diese Entwicklungen sind für die Städte bedeutsam, da ihnen im Bereich der frühen Kindheit ein grosser Teil der Verantwortung obliegt und sie oftmals eine Pionierrolle inne haben. Die Anliegen der Städte an die Politik von Bund und Kantonen ergeben sich dabei aus dem konkreten Nutzen und den städtischen Handlungsfeldern im Frühbereich. 

Eine aktive Politik der frühen Kindheit nützt allen 
Qualitativ hochwertige Bildungs- und Betreuungsangebote nützen nicht nur Kindern und ihren Eltern. Für Städte, Gemeinden und Kantone sind sie wirkungsvolle Massnahmen der Armuts-, Gesundheits- und Gewaltprävention sowie der Integrationsförderung.  
 

«Hochwertige Angebote sind auch Armuts-, Gesundheits-  und Gewaltprävention.» 


Ein gutes Angebot im Frühbereich fördert die Erwerbsbeteiligung beider Eltern, höhere Bildungsabschlüsse der Kinder und die Standortattraktivität. Diese Faktoren wirken sich positiv auf die Steuereinnahmen der öffentlichen Hand und die Produktivität in der Wirtschaft aus. 

Städte entwickeln Angebote,  koordinieren und finanzieren
Die Politik der frühen Kindheit wird in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals mit der familienergänzenden Kinderbetreuung gleichgesetzt. Sie umfasst jedoch eine breite Palette von Angeboten der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung, wie beispielsweise Mütter- und Väterberatung, Hausbesuchsprogramme, Elternbriefe oder auch frühe Sprachförderung. In den meisten Kantonen sind die Städte und Gemeinden für die Bereitstellung und Finanzierung der Angebote im Bereich der frühen Kindheit zuständig.  Gerade in den grösseren Städten bestehen heute gut ausgebaute Strukturen. Die Städte entwickeln Angebote, bieten diese flächendeckend an und informieren die Familien. Sie koordinieren ressortübergreifend, organisieren Vernetzungstreffen und bieten Weiterbildungen an. Zudem bauen sie Hürden ab, um den Zugang auch für sozial benachteiligte Familien zu garantieren. Die grösseren Städte investieren aktuell jährlich zusammen mehrere hundert Millionen Franken in die Politik der frühen Kindheit. 

Forderungen der Städte  gegenüber Bund und Kantonen 
Damit die Städte auch in Zukunft eine erfolgreiche Politik der frühen Kindheit gewährleisten und weiterentwickeln können, braucht es Massnahmen auf nationaler und kantonaler Ebene. Der Städteverband setzt sich dafür ein, dass die Zuständigkeiten im Bereich der frühen Kindheit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden klar festgehalten werden, wobei eine aktive Rolle des Bundes gewünscht ist.  

 

«Es braucht Massnahmen auf nationaler und kantonaler Ebene.» 


Denn für die Weiterentwicklung der Politik der frühen Kindheit sind finanzielle Mittel notwendig und dazu sollen alle Staatsebenen einen Beitrag leisten. Insbesondere im Bereich der familienergänzenden Kinderbetreuung braucht es gemeinsame Finanzierungsmodelle, damit die Elternbeiträge gesenkt und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden kann. Zudem wäre es aus Sicht der Städte wünschenswert, dass der Bund in der Politik der frühen Kindheit eine stärkere Koordinationsfunktion wahrnimmt und die statistischen Grundlagen verbessert. 


Aus Sicht der Städte wäre es ausserdem sinnvoll, dass neben dem Bund auch die Kantone ihre Verantwortung noch stärker wahrnehmen, indem sie ein Konkordat zur Politik der frühen Kindheit etablieren. In diesem Konkordat würden die Kantone vereinbaren, wie sie ihren Verpflichtungen im Frühbereich nachkommen und zusammenarbeiten. Sie würden idealerweise das Grundangebot festlegen und sich auf Mindeststandards verständigen.

 

Das Positionspapier des Städteverbandes zur Politik der frühen Kindheit ist auf der Webseite publiziert. Es basiert auf umfassenden Vorarbeiten der Städteinitiative Bildung und der Städteinitiative Sozialpolitik, die 2019 gemeinsam die Resolution «Städte für eine Politik der frühen Kindheit» veröffentlicht haben. 

 

Aktuell setzt sich der Städteverband vor allem in Zusammenhang mit der parlamentarischen Initiative 21.403 («Überführung der Anstossfinanzierung in eine zeitgemässe Lösung») für die Interessen der Städte in der Politik der frühen Kindheit ein. Die Initiative sieht vor, die mittlerweile seit 18 Jahren laufende und mehrfach verlängerte Anstossfinanzierung zur Schaffung von Krippenplätzen in eine zeitgemässe Lösung umzuwandeln. 

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